Borderline Beziehung

Ein neues Erklärungsmodell zum Thema Borderline und Borderline-Beziehung
können Sie HIER lesen

 Eine Beziehung mit einem Menschen, der an einer Borderline Persönlichkeitsstörung leidet, ist alles andere als leicht und sicher nicht das, was man „normal“ nennen kann. Diese Beziehungen verlangen sehr viel Geduld und Verständnis.

Ein Mensch, der Borderline Störung hat, ist wie ein "Kunstwerk der menschlichen Psyche". Vielleicht zeigt er uns alle nur erdenkbaren menschlichen Fassetten, die es in extremster Form gibt. Faszinierend, bildhaft wie die Monalisa, begehrenswert wie ein Kunstwerk, schockierend wie die tiefsten Stellen der Hölle. Sie beschützen / ten sie/ihn mit allem Mitteln. Sie fühlen eine tiefe Vertrautheit und Verbindung. Sie können mit dem Borderliner die schönsten Momente Ihres Lebens haben, die höchsten Flüge, doch eben auch die tiefsten Abgründe erleben. Und leider gibt es den Borderliner nur im Paket. Der Borderliner vermitelt Ihnen ein tiefes Gefühl der Sicherheit und Wärme; eine tiefe Verbundenheit und Verschmelzung (zumindest am Anfang, allerdings zwischendurch auch immer wieder). Bedingungslose Liebe bis in den Tod, woran er ja auch selber glaubt. Sie haben das Gefühl die Liebe Ihres Lebens gefunden zu haben, Ihr "fehlendes" Puzzelstück. Das die überhöhten, unrealistischen Forderungen bald folgen, können Sie am Anfang nicht sehen.

Bild
Bild. Pexels.com / Pixabay

Im folgenden verbleiben wir vorerst im Großen und ganzen bei den biochemischen Vorgängen, die im Falle der Borderline-Beziehung, in Ihnen ablaufen.

Ich versuche es einfach zu erklären.  Jeder Mensch trägt in sich ein Imago (Urbild, inneres Bild, das Selbst).  Den Borderliner kann man sich vorstellen wie ein weißes stück Papier, eine perfekte Leinwand, er hat kein Imago, und erfüllt jeden Ihrer unbewussten Wünsche durch Projektion und projektive Identifikation. Er/sie spiegelt Ihnen das perfekte Bild.
Als Kind musste er/sie sich anpassen um zu überleben.

Biochemisch,  wobei ich hier nicht zu tief eingreifen möchte, passiert in Ihrem Gehirn folgendes. Es werden Dopamin, Serotonin, Noradrenalin, Endorphine, Cortisol sagen wir einfach ein Cocktail aus Glücks- und Stresshormone, produziert. Sie erleben eine Übererregung (Hyperarousal) Sie alle kennen das Gefühl der Verliebtheit, Glücklichseins. In der Phase der Verliebtheit werden die Glückshormone im Übermaß produziert. In einer normalen Beziehung steigt dieser Spiegel kontinuierlich an und fällt nach ca. 6 Monaten wieder. Er pendelt sich allerdings auf einem erhöhten Level ein.

Bild
Bild: Pexels.com / Designecologist

Sagen wir der Körper hat gewisse Schutzmechanismen bedingt durch ein gesundes  Nähe- Distanzverhältnis, langsamer Annäherung und Vertrauen, wobei auch die kognitiven Sperren eine Rolle spielen, kann sich die Psyche darauf einstellen und den Hirnstoffwechsel regulieren und kann dadurch diesen Spiegel wieder auf ein, wenn auch höheres Maß, reduzieren. Stellen Sie sich vor Sie würden permanent auf "High Level" laufen dann währen Sie ständig stoned / high. Deshalb spricht man auch davon das Beziehungen nach ca. 6 Monaten von der Verliebtheits- in die Liebesphase übergehen. 

In einer Borderline-Beziehung, bzw. wenn Sie ihn/sie kennen lernen, sieht die ganze Geschichte ein wenig anders aus. Da der Borderliner ja die Symbiose sucht, das heißt die absolute Verschmelzung mit dem anderen ICH damit er ICH sein kann (er besizt ja kein ICH, sondern nur ICH-Fragmente), leben kann, idealisiert  er Sie. Das heißt aber auch er gibt nicht langsam, nicht Zug um Zug und nicht 100\% sondern, bedingt durch sofortige Trieb- Bedürfnisbefriedigung, sofort alles und dann mit 500\%. Er gibt Ihnen also vom 1. Tag an das perfekte Wunschbild (Ihr Imago), welches Sie unbewusst auf ihn projizieren und er es somit zurückspiegelt, wieder. Und hebelt somit natürlich ihre kognitive Sperren aus. Ihr Spiegel steigt nicht kontinuierlich, sondern knallt nach oben und wird die ersten Wochen dort gehalten. Durch das Aushebeln der kognitiven Sperren und die Herstellung der Symbiose kann Ihre Psyche diese Produktion, bzw. den Hirnstoffwechsel nicht mehr kontrollieren und regeln. Es kommt also zu einem unkontrollierten und übermäßigen Anstieg der Glückshormone. Ihre Glückshormone sind ja nichts anderes wie körpereigene Suchtstoffe. Ihr Suchtgedächtnis (im lymbischen System) merkt sich diesenZustand blitzschnell und versucht natürlich später diesen "High Level" Zustand immer wieder herzustellen.  
 

Ein weiterer Aspekt, warum Ihr limbisches System versucht diesen Zustand wieder herzustellen, ist die Ausbildung neuronaler (potenzierter) Netzwerke (Hebbsche Regel: "Zellen die zusammen feuern vernetzen sich" - vice versa) die im Laufe dieser Beziehung drastisch herausgebildet werden.

Das alles macht es für Sie in den nachfolgenden Beziehung so schwer.

Kommen wir einmal zur 1. Rückzugsphase des Borderliners. Ich spreche nicht von Ausrastern, sondern von einem Rückzug / Distanz oder Abwertungsphase. Ich schrieb ja bereits so liebevoll das diese Menschen eiskalt sein können.
Er muss in die Abwertung (was für ihn Distanz herstellt) gehen da Sie ihm zu nahe gekommen sind. Einfach ausgedrückt Sie haben sein Herz (zu stark - denn die Abwertung und Distanz richtet sich genau danach) berührt.

Bild
Bild: Pexels.com / Andrea Picquadio

Was passiert nun in Ihrem Hirn? Als erstes werden schlagartig die Glückshormone entzogen und Sie bekommen eine andere Droge proportional verpasst, die da heissen Stresshormone (Cortisol und Adrenalin). Schlagartig weil diese Phasen ja beim Borderliner schlagartig, innerhalb von Stunden einsetzen.

Da ja Serotonin auch für ihr allgemeines Wohlbefinden (Steuerung Sympathikus/Parasympathikus - Vagale Bremse nach Polyvagaltheorie / Porges ) zuständig ist, geht es Ihnen sowieso schon mal ganz allgemein sehr schlecht. Ihr Hirnstoffwechsel ist jetzt damit beschäftigt das irgendwie in die Reihe zu bringen und den Körper, da er ja auch den Köperstoffwechsel steuert bzw. mit eingreift, es ist ein verbundenes, rückgekoppeltes System, nicht kollabieren zu lassen. Ihr gesamter,  je nach Dauer des Zustandes, Körper und die Psyche spielen vollkommen verrückt. Nachdem Sie sich nun ein wenig erholt haben steht Ihr Borderliner wieder vor der Tür. Was passiert in mit Ihrem Hirnstoffwechsel?

Bild
Bild: Pexels.com / Ian Panelo

Ihre Glückshormone werden wieder hoch katapultiert und Ihre neuronale Netzwerke werden reaktiviert und sie sind wieder ganz genau in den damaligen Zustand des Glücks. Hier sehen Sie aber bereits wie durcheinander alles ist. Bevor Sie überhaupt begreifen können was los ist werden Sie von einem Zustand in den nächsten katapultiert.
Bis es zur nächsten Distanz und Abwertungsphase des Borderliners kommt. Nun tritt ein psychologisches Gesetz in Kraft, das Gesetz der Instabilität. Das heißt, das sich die Abstände des Auf und Ab immer mehr verkürzen und sich mehr zum Ab verlagern.

Das kein das Mensch durchhält ist verständlich. Ihr Gehirnstoffwechsel kommt nicht mehr mit dem regulieren nach. Entweder Sie sind high/stoned oder down, in beiden Fällen begreifen Sie die Realität nicht mehr.

Ihr Nervensystem hat gar keine Zeit mehr in einen "normalen" Rhythmus zu kommen bzw. sich zu  regulieren. Dies hat zur Folge das Sie sich instabil und orientierungslos fühlen. 

Natürlich merkt das Ihr "ICH" und versucht sich dagegen zu wehren, deshalb unternehmen Sie ja auch den einen oder anderen hoffnungslosen Trennungsversuch. Zusätzlich erzeugt dieses "merken" eine innere Spannung in Ihnen. Ein Kampf der zwei Stimmen in Ihnen. Die eine die da sagt "geh, sonst gehst du drauf" und die andere die sagt "geh nicht sonst gehst du drauf". 

Sie sind vollkommen durch den Wind. Sie blenden (Verdrängung, stückchenweise zulassen und Verarbeitung und dies geschieht auch als Schutzmechanismus der Psyche) erst einmal alles Schlechte aus. Die Verdrängung ist ja eine höher entwickelte Form der psychischen Abwehr, anders wie beim Borderliner die Spaltung. Nun könnte man meinen die Borderliner seien Seismographen, denn sobald Sie anfangen zu verarbeiten (sie reparieren Ihre Verteidigungsanlagen) und sich bei Ihnen einiges wieder eingeregelt hat steht er/sie vor der Tür. Sehr unwahrscheinlich das Sie jetzt, je nachdem wie lange das Spiel des Auf und Ab schon ging und wie intensiv es war, die Kraft haben "NEIN" zu sagen. 

Innerhalb der Beziehung, den Trennungsphasen wird  ihre Psyche destabilisiert. 
Ihre Psyche, Ihr Selbstbewusstsein, Ihr Selbstwertgefühl sind in einem desolatem Zustand.

Das Selbstbild und Selbstwertgefühl sind erschüttert. Was am Ende einer solchen Begegnung immer bleibt sind Schmerz, Verzweifelung und die große Frage: „WARUM?“

D.Sander & S Pavic 2005


Die meist gestellten Fragen zum Thema Borderline / Borderline Beziehung / Trennung

 

 "Im Grunde genommen teilen wir alle die Welt in wahr und falsch, gut und schlecht, schwarz und weiß ein. Daher kommt auch die entrüstete Ablehnung der scheinbar seelenlosen Idee, dass eine Beziehung mehr und anders geartet sei als die Summe der Eigenschaften der beiden Beziehungspartner." 

Paul Watzlawick


_________________________________________________


NAVIGATION

Die meist gestellten Fragen zum Thema Borderline / Borderline Beziehung / Trennung
Borderline Beziehung
Borderline Trennung
Psychodynamische Abwehrmechanismen
Die Spaltung
Impulsive Borderline-Reaktionen als behandelbare Angstreaktionen
Faszination Borderline
Borderline Co-Abhängigkeit
Borderline bei Männern


Kontakt: 06182 7749488